Charlottenhall - Aktuell
Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter
Inhalte dieses Beitrags:
- Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter
- Ursachen für gestörten Schlaf im Kindes- und Jugendalter
- Was tun bei Schlafstörungen?
Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter
Häufige Müdigkeit im Alltag und Schlafstörungen? Das ist keine Seltenheit in unserer „übermüdeten Gesellschaft“ und tritt auch immer häufiger bei Heranwachsenden auf. Laut einer Studie, die 2018 von der Krankenkasse DAK veröffentlicht wurde, leidet jedes dritte Kind unter Schlafstörungen und jedes zweite berichtet über Müdigkeit am Tag. Insbesondere Jugendliche in der 9. und 10. Klasse sind davon betroffen und bekommen im Schnitt täglich zwei Stunden weniger Schlaf als von Experten empfohlen wird. Die zahlreichen Einschränkungen und täglichen Herausforderungen, die seit März 2020 mit der Corona-Pandemie einhergehen, sind für viele Kinder und Jugendliche ein zusätzlicher Stressfaktor, wodurch sich psychische Auffälligkeiten wie u. a. häufige Schlafstörungen manifestieren oder auch neu entstehen könnten.
Bei Kindern und Jugendlichen sind Schlafprobleme in Form von Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen (Insomnie) oft entwicklungsbedingt und treten nur vorübergehend auf. Besonders in der Pubertät neigen viele Jugendliche zu Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus. So kann aus einem Frühaufsteher plötzlich ein Morgenmuffel und Langschläfer werden. Die Ergebnisse der DAK-Studie zeigten, dass jedes dritte Mädchen und 24 Prozent der Jungen mindestens einmal pro Woche Schlafprobleme haben. Etwa jeder sechste ältere Schüler (9. Klasse und aufwärts) schläft sogar erst nach Mitternacht ein. Kinder und Jugendliche mit Schlafproblemen sind tagsüber häufig müde (Tagesschläfrigkeit o. a. Hypersomnie), haben eine verminderte Leistungsfähigkeit in der Schule und neigen oft zu einer reizbaren Stimmung bzw. Stimmungsschwankungen.
Die innere biologische Uhr bestimmt die Chronotypen bei Kindern und Jugendlichen
Es wird hier zwischen sogenannten Lerchen- und Eulentypen unterschieden, die genetisch festgelegt sind. Viele von uns liegen irgendwo zwischen diesen beiden Chronotypen. Lerchen sind Morgenmenschen, stehen früher auf und werden am Abend dementsprechend auch eher müde. Im Vergleich dazu schlafen Eulenmenschen morgens länger und sind abends lange fit. Der Chronotyp kann sich aber auch im Laufe unseres Lebens verändern. So sind kleinere Kinder meist Lerchen und werden im Teenageralter oft zu Eulentypen. Erst im Erwachsenenalter zeigt sich wieder die genetische Veranlagung zu Frühaufsteher oder Langschläfer. Ältere Menschen tendieren wiederum mehr zum Lerchentyp.
Ursache für den veränderten Schlaf bei Jugendlichen ist, dass deren innere Uhr länger tickt und der Biorhythmus deshalb über die 24 Stunden eines Tages hinaus geht. Das Melatonin – der Stoff im Gehirn, der müde macht – wird im Schnitt zwei Stunden später ausgeschüttet, wodurch Jugendliche erst später müde werden. Im normalen Schulalltag müssen sie natürlich trotzdem früh aufstehen, wodurch es zu einem Schlafmangel kommt.
Ursachen für gestörten Schlaf im Kindes- und Jugendalter

1. Schlafmangel durch falsche Angewohnheiten und lange Bildschirmzeiten
Eine häufige Ursache für das Schlafdefizit bei Kindern und Jugendlichen ist der übermäßige Medienkonsum und die Versuchung, bis zum Einschlafen fernzusehen oder vor dem Laptop, Tablet, Smartphone oder der Spielekonsole zu sitzen. Viele Schüler laden zwar die Akkus ihrer digitalen Geräte über Nacht auf, vergessen dabei aber häufig, ihre eigenen Batterien wieder richtig aufzuladen. Die Studie der DAK-Gesundheit zeigt deutlich: Je mehr Zeit Kinder und Jugendliche vor dem Bildschirm verbringen, desto weniger schlafen sie. Auch ungünstige Lebensgewohnheiten wie unregelmäßige Schlafenszeiten oder zu viel koffeinhaltige Genussmittel (z. B. Cola, Kaffee oder Energydrinks) können zu Schlafproblemen führen. Des Weiteren können sich natürlich auch Alkohol, Aufputschmittel oder Partydrogen negativ auf die Nachtruhe auswirken.
2. Stress und andere psychische Ursachen fördern Schlafprobleme
Zu viel Stress, Leistungsdruck, Überforderung und Anspannung können einen erholsamen Schlaf von Heranwachsenden stark beeinträchtigen. Auch Konflikte in der Familie, im Freundeskreis oder Liebeskummer sind häufige Ursachen für Schlafprobleme. Schlafmediziner warnen davor, dass Schlafmangel nicht unterschätzt werden sollte, da er ernsthafte Probleme verursachen kann. Ein permanentes Schlafdefizit wirkt sich unabhängig vom Alter ungünstig auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aus. Nicht umsonst klagen Menschen, die häufig unter Stress stehen oft über Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen sowie vermehrte Niedergeschlagenheit. In der DAK-Studie von 2018 wurde deutlich, dass Schlafmangel und Stressempfinden in engem Zusammenhang stehen und mit zunehmendem Alter der empfundene Stress steigt. Auch psychische Erkrankungen wie Depression, Angsterkrankungen oder hyperaktive Störungen können mit Schlafstörungen einhergehen.
3. Körperliche Ursachen
Manchmal können auch organische Ursachen verantwortlich für Schlafstörungen sein. Vergrößerte Rachen- und Gaumenmandeln beispielsweise, oder auch Übergewicht können ursächlich für Schnarchen oder nächtliche Atemaussetzer (Apnoen) sein und somit einen erholsamen Schlaf verhindern. Da der Sauerstoffgehalt im Blut bei kurzzeitigen Atemaussetzern abfällt, kann dies bei jüngeren Kindern auf Dauer sogar zu Entwicklungs- und Wachstumsverzögerungen führen.
4. Bewegungsmangel beeinflusst das Schlafverhalten
Die Ergebnisse der DAK-Studie zeigen weiterhin, dass es vielen Heranwachsenden an ausreichender Bewegung bzw. körperlicher Auslastung im Alltag fehlt, wodurch der Schlaf ungünstig beeinflusst werden kann. Für Kinder und Jugendliche werden täglich etwa 90 Minuten Bewegung empfohlen, wobei 60 Minuten das Zurücklegen von Wegen per Fahrrad oder Tretroller sein können. Nur 35 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen sind demnach ausreichend körperlich aktiv, die große Mehrheit wird diesen Empfehlungen nicht gerecht.
5. Medikamente, die den Schlaf stören
Auch die Einnahme von Arzneimitteln, wie z. B. bestimmte Medikamente gegen Asthma bronchiale oder ADHS, kann mit Nebenwirkungen wie u. a. Schlafstörungen einhergehen. Ebenso kann das Absetzen von Medikamenten, die lange Zeit eingenommen wurden, zu vorrübergehenden Schlafproblemen führen.
Was tun bei Schlafstörungen?



Hartnäckige Schlafprobleme neigen dazu, sich zu verfestigen und gerade bei Kindern – egal ob im Kleinkindalter, als Grundschüler oder im Jugendalter – können bei anhaltend schlechtem Schlaf das Wachstum und die gesunde Entwicklung beeinträchtigt werden. Auch das Familienleben und die Eltern-Kind-Beziehung können durch Schlafstörungen stark belastet werden. So individuell wie jeder Mensch ist, so verschiedenen können auch Schlafstörungen und deren Ursachen bzw. Gründe sein. Bei hartnäckigen Schlafproblemen ist es am besten, sich frühzeitig zu informieren und professionellen Rat bzw. Unterstützung zu holen.
Tipp: Für die Ursachenklärung kann es nützlich sein, für eine gewisse Zeit (etwa zwei bis drei Wochen) ein Schlafprotokoll bzw. -tagebuch zu führen und darin sowohl die Schlaf- und Wachzeiten sowie die Gesamtschlafdauer als auch Gewohnheiten und Aktivitäten vor und nach dem Zubettgehen sowie Auffälligkeiten während dem Schlaf zu notieren.
Gute Schlafhygiene für gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus
Wie erholsam unser Schlaf ist, hängt weitgehend von der Regelmäßigkeit, Dauer und Qualität des Schlafs ab. Eine gute Schlafhygiene ist deshalb das A und O, um Schlafproblemen nicht nur vorzubeugen, sondern sie in vielen Fällen auch zu beheben. Dazu gehört u. a. ein ruhiges und gemütliches Schlafzimmer, wo man sich wohlfühlt und dementsprechend gut schlafen kann. Auch abendliche Rituale, die ein gewohntes Signal für die Schlafenszeit sind und den Einschlafprozess unterstützen, können helfen. Wichtig ist jedoch, dass das Einschlafritual nicht länger als etwa eine halbe Stunde andauert. Bei jüngeren Kindern kann das zum Beispiel kurzes Kuscheln mit den Eltern, das Vorlesen einer Gutenachtgeschichte oder ein Hörbuch sein. Ältere Kinder und Jugendliche könnten vor dem Schlafen beispielsweise noch eine Weile lesen oder auch ein Hörbuch anhören. Von der übermäßigen Nutzung digitaler Medien und langen Bildschirmzeiten bis spät abends ist eher abzuraten, da man hierdurch oft nur sehr schwer abschalten kann und der Einschlafprozess gestört wird.
Es ist außerdem wichtig, dass Eltern auf einen geregelten Tagesablauf mit regelmäßigen Schlaf-, Wach- und Essenszeiten bei ihren Kindern achten, um den gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus zu unterstützen. Regelmäßige und ausreichende Bewegung an der frischen Luft wirken sich ebenso positiv auf den Schlaf-Wach-Rhythmus aus.
Besonders bei Jugendlichen kann es für Eltern problematisch sein, diese Empfehlung umzusetzen, da viele Teenager die Aufforderungen, Regeln und Ratschläge ihrer Eltern nur ungern befolgen. Es kann hilfreich sein, älteren Kindern und Jugendlichen zu erklären, welche Angewohnheiten und Faktoren einen guten Schlaf fördern und verhindern, damit Heranwachsende erkennen, dass sie oft mit ihrem eigenen Verhalten und ihrer Alltagsgestaltung Einfluss auf ihren Schlaf nehmen können. Weiterhin ist wichtig, dass Eltern den verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus von Jugendlichen sowie die Tatsache, dass mit zunehmen Alter etwas weniger Schlaf gebraucht wird, berücksichtigen und somit ein guter Kompromiss zwischen den Bedürfnissen und Wünschen des Teenagers sowie ausreichendem und gesunden Schlaf gefunden werden kann.
Ärztlichen Rat hinzuziehen
Eine gute Schlafhygiene reicht oft nicht aus, wenn anhaltende Schlafstörungen mit körperlichen Phänomenen wie Schnarchen oder Atemaussetzern in Verbindung gebracht, oder Zusammenhänge von Schlafproblemen mit der Einnahme bzw. dem Absetzen von Medikamenten festgestellt werden. Um die genaue Ursache und den Schweregrad der Schlafstörung abzuklären, empfiehlt es sich, frühzeitig den Arzt bzw. Kinderarzt oder auch einen Facharzt aufzusuchen. Durch die individuelle Ursachenklärung können spezifische Maßnahmen ergriffen werden, um die Schlafprobleme bestmöglich zu beseitigen. Bei organisch bedingten Schlafstörungen gilt es, die Ursache nach Möglichkeit zu behandeln (z. B. Entfernen vergrößerter Rachenmandeln bei Schnarchen bzw. Atemaussetzern). In manchen Fällen kann es aber schon hilfreich sein, wenn betroffene Kinder oder Jugendliche Entspannungstechniken lernen und diese regelmäßig anwenden. Sollte bereits eine Reihe von Untersuchungen gemacht und dennoch keine erkennbare Ursache gefunden worden sein, ist eine Schlaflaboruntersuchung ratsam. Können die Ursachen hierdurch abgeklärt werden, liefert dies erste Ansatzpunkte für eine individuell abgestimmte Therapie.
Ganz gleich welche Ursachen Schlafstörungen haben – in der Regel können sie gut behandelt werden.
Behandlung von Schlafstörungen in der Kinder- und Jugendreha Charlottenhall
In unserer Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche „Charlottenhall“ behandeln wir Schlafstörungen zum überwiegenden Teil indirekt. Über die Rhythmisierung des Tages und der Nacht finden viele unserer Patienten wieder zurück in ein gesundes Schlafverhalten. Wir erläutern die Notwendigkeit von Schlafritualen und leiten dazu an. Um die Tage Revue passieren zu lassen, führen wir abendliche Gespräche, bieten Schlaftee sowie Lavendelöl an und ermutigen zum Führen von Dankbarkeitsbüchern. Außerdem achten wir bei betroffenen Patienten auf den mäßigen Konsum von koffeinhaltigen Getränken wie Cola oder Energydrinks und versuchen, lange Bildschirmzeiten (blaues Licht) zu reduzieren. Wir behandeln zudem auch gezielt medikamentös mit der Zugabe von Melatonin. Mit Eltern bzw. Begleitpersonen, die ihre Kinder zur Reha in Charlottenhall begleiten, besprechen wir zusätzlich das Führen eines Schlafprotokolls.
Quellen:
https://deutschestiftungschlaf.org/gesunder-schlaf/schlaf-und-kinder/schlafstoerungen-bei-kindern-und-jugendlichen/
https://www.dak.de/dak/bundesthemen/fast-jeder-dritte-schueler-hat-schlafstoerungen-2090982.html#/
https://www.barmer.de/blob/28604/8aef3cdf0e10e1b89d826c225ab59b91/data/barmer---schlafstoerugen-bei-kindern-und-jugendlichen-barrierefrei-6046aj.pdf
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/schlafprobleme/unterstuetzung-und-hilfe/
