Kinder- und Jugend-Psychiatrische Erkrankungen

Viele Kinder und Jugendliche haben aufgrund von psychischen Beeinträchtigungen oder manifesten Störungsbildern belastende und beeinträchtigende Erfahrungen im sozialen Umfeld gemacht. Oft entstehen dadurch Resignation und Mutlosigkeit sowie ungünstige Konfliktlösestrategien. Diese dysfunktionalen Konfliktlösestrategien können zu erneuten Misserfolgen führen, so dass sich mitunter ein Teufelskreis entwickelt. Diesen Teufelskreis wollen wir mit unserer multimodalen psychotherapeutischen Arbeit durchbrechen und zu angemessenen Strategien anregen.

Störungsbilder:

  • Angststörungen, phobische Störungen und Zwänge
  • depressive Störungen
  • umschriebene Entwicklungsstörungen
  • Störungen des Sozialverhaltens
  • Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS, ADS)

Kontraindikationen:

  • Psychosen des Kindes- und Jugendalters
  • Drogen- und Alkoholabhängigkeit
  • tiefgreifende Entwicklungsstörungen (z.B. Autismus) – bei einer Autismus-Spektrum-Störung halten wir telefonische Rücksprache, um das Ausmaß der Störung einzuschätzen, je nach Ausprägung ist eine Aufnahme zur Rehabilitation möglich
  • schwere aggressive Verhaltensstörung, bei der die Sicherheit des Patienten und ggf. auch der Mitpatienten nicht gewährleistet ist

Die Situation des Patienten

  • sorgfältiges Auseinandersetzen mit eingegangenen Befunden und Diagnosen
  • telefonische Kontaktaufnahme im Vorfeld
  • Versenden von Fragebögen zur Eigen- und Familienanamnese einige Wochen vor der Aufnahme
  • Weiterführen der Anamnese in einem ausführlichen Aufnahmegespräch
  • Einschätzen des familiären und sozialen Umfeldes mit Fokus auf das individuelle Reha-Ziel
  • Das Aufnahmegespräch mit den Eltern und Bezugspersonen des Patienten dient außerdem
    • dem gemeinsamen Erarbeiten des Therapieziels
    • dem Formulieren der Erwartungen der Eltern an die Therapie und dem Abgleich mit den Möglichkeiten unseres Rehabilitationsverfahrens

Diagnostik

Zu Beginn und während der Reha-Behandlung können ggf. weitere diagnostische Untersuchungen stattfinden.

1. Kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik

  • neurologischer Status
  • psychopathologischer Status
  • allgemeiner Status

2. Psychologische Diagnostik im Verlauf der Reha

  • testpsychologische Diagnostik z. B. der Aufmerksamkeit und Konzentration, der kognitiven Leistungsvoraussetzungen, Depressionsinventar
  • Interaktions-Diagnostik
  • Erfassen der sozialen Situation, z.B. Familienbrett
  • projektive Testverfahren z.B. Familie in Tieren etc.

Unsere diagnostischen Untersuchungen werden während des Reha-Aufenthaltes fortwährend aktualisiert und sind kein abgeschlossener Prozess. So werden beispielsweise die klinischen Verhaltensbeobachtungen unseres multiprofessionellen Teams als fortwährende Erweiterung der Diagnostik verstanden.

Die psychiatrischen Therapieformen

Die individuelle Therapie

Der individuellen Therapieplanung liegt ein multimodales, verhaltenstherapeutisch orientiertes Therapiekonzept zugrunde, das sich an den aktuellen Leitlinien der drei Fachgesellschaften für Kinder- & Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (DGKJPP, BAG, BKJPP) orientiert.

  • Aktivitäten und Konfliktlösungsübungen innerhalb des Stations- und Wohngruppenalltags
  • Einzeltherapie
  • Gruppentherapie
  • ggf. kinder- und jugendpsychiatrische medikamentöse Behandlung (Nach vorheriger Absprache, Aufklärung und Diagnostik sind sowohl eine Neueinstellung, Auslassversuche, medikamentöse Umstellung oder Aufdosierungen möglich.)
  • Multifamilientherapie für Kinder mit Begleitperson
  • Kontaktaufnahme mit dem sozialen Umfeld des Patienten und entsprechenden Institutionen durch Sozialpädagogen

 

Die Auswahl der Therapien richtet sich nach dem Alter des Patienten, nach dem vorliegenden Störungsbild und nach dem Leistungsvermögen. Wir orientieren uns an der Hauptdiagnose. Unsere sehr wirksamen Gruppentherapien bilden den Hauptteil unserer Angebote. Falls es medizinisch sinnvoll ist, werden diese um Einzeltherapien ergänzt.

Gruppentherapeutische Angebote

Unsere Psychotherapien werden in Form von Gruppen- oder Einzeltherapien angeboten. Anders als bei stationären kinder- und jugendpsychiatrischen sowie psychotherapeutischen Behandlungen in KJP-Kliniken liegt unser Schwerpunkt vor allem auf der Gruppentherapie. Sie bietet den Patienten zahlreiche Beziehungsmöglichkeiten, spiegelt die sozialen Erfahrungen realistisch wieder und wirkt angst- und aggressionsabbauend. Die Teilnahme an unseren Gruppentherapien setzt die Fähigkeit voraus, in Gruppen zurechtzukommen.

Innerhalb kleiner Gruppen finden folgende Therapien statt:

  • Psychomotorische Bewegungstherapie
  • Soziales Kompetenztraining, Ressourcentraining, Rollenspiele
  • Musiktherapie, Mototherapie, Ergotherapie, Kreativtherapie
  • Entspannungstherapie
  • Sporttherapie, Bouldern
  • Multifamilientherapie
  • Konzentrations- und Lerntraining

Multifamilientherapie

Für Kinder, die uns mit Begleitpersonen besuchen, bieten wir die nach neuesten Erkenntnissen ausgerichtete Multifamilientherapie an. Hier wird die Familie auf der Suche nach Strategien für den Umgang mit Konflikten einbezogen. Gerade über den therapeutisch strukturierten Austausch mit anderen Familien entstehen Kompetenzen im Umgang mit den Störungen, die auch nach der Reha anhalten.

mehr über die Multifamilientherapie (MFT)

Einzeltherapeutische Angebote

  • psychotherapeutische Einzelgespräche
  • Musiktherapie, Kreativtherapie, Ergotherapie
  • Logopädie
  • Einzelphysiotherapie, Sporttherapie, psychomotorische Bewegungstherapie

Therapieziele der (kindbezogenen) psychiatrischen Rehabilitationsmaßnahme

Die Ziele unserer Reha sind eine langfristige Verbesserung der Lebensqualität des Patienten, die Fähigkeit zur sozialen Integration und ein angemessenes Leistungsvermögen in der Schule und im Berufsleben. Diesen Zielen nähern wir uns im Verlauf der Reha mit folgenden individuellen Teilzielen:

  • verbesserter Umgang mit der diagnostizierten Störung
  • besseres Bewältigen allgemeiner und alltäglicher Probleme
  • Identifizieren konkreter Schwierigkeiten 
  • Kennenlernen der eigenen Einstellungen, Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen
  • Erleben neuer Beziehungsqualitäten und Erlernen neuer Konfliktlösungsmuster
  • Fähigkeit, Signale des Umfeldes besser wahrzunehmen
  • gesundheitsförderliche Freizeitgestaltung