Psychosomatische Erkrankungen

Psychosomatische Erkrankungen betreffen Körper und Seele. In einem komplexen Wechselspiel beeinflussen sich diese beiden Aspekte des Patienten wechselseitig. Auch bei Kindern und Jugendlichen können sich psychosomatische Störungen entwickeln. Psychische Konflikte können sich auf körperlicher Ebene zeigen, beispielsweise als Ess-, oder Schlafstörungen. Somatische Erkrankungen können sich auf der seelischen Ebene in pathologischer Weise manifestieren. In der Kinder- und Jugendreha wird dieses komplexe Wechselspiel mit der Absicht adressiert, bei den Patienten ein Bewusstsein dafür zu schaffen und mit ihnen Möglichkeiten der Bewältigung zu erarbeiten.

Psychosomatische Störungen – Störungsbild und Diagnostik

Reha-relevante psychosomatische Störungsbilder

Kontraindikationen

  • Adipositas mit Körpergewicht über 150 kg
  • Anorexie mit sehr starkem Untergewicht kleiner 3. Perzentile
  • Unzureichende vorherige Diagnostik zum Ausschluss einer organischen Ursache

Die Situation des Patienten

  • Sorgfältiges Prüfen der Befunde und Diagnosen hinsichtlich des Ausschlusses körperlicher Ursachen
  • Versenden von Fragebögen zur Eigen- und Familienanamnese einige Wochen vor der Aufnahme
  • Weiterführen der Anamnese in einem ausführlichen Aufnahmegespräch
  • Evaluieren der familiären und sozialen Ressourcen im Umgang mit psychosomatischen Phänomenen
  • Das Aufnahmegespräch mit den Eltern und Bezugspersonen des Patienten dient außerdem dem gemeinsamen Erarbeiten des Therapieziels, dem Formulieren der Erwartungen der Eltern an die Therapie und dem Abgleich mit den Möglichkeiten unseres Rehabilitationsverfahrens.

Diagnostik

Besonders bei psychosomatischen Störungen zählt der zielgerichtete Rückgriff auf anamnestische Schritte während der gesamten Dauer der Therapie zu den Voraussetzungen für deren erfolgreichen Verlauf. Sowohl körperliche als auch psychische Symptome müssen in angemessener Weise bei weiteren diagnostischen Bemühungen beachtet und in den Therapieverlauf integriert werden.

Diagnostik während der Aufnahmeuntersuchung des Patienten

  • Neurologischer Status
  • Psychopathologischer Status
  • Allgemeiner Status

Diagnostik im Verlauf der Reha

  • Identifikation von Ressourcen und störungsaufrechterhaltenden Faktoren
  • Erfassen möglicher Quellen für Strategien der Resilienz
  • Betrachtung der sozialen Situation

Die Therapie psychosomatischer Störungen

Die individuelle Therapie

Die Therapie unserer psychosomatischen Patienten planen wir individuell. Grundsätzlich verfolgen wir einen schulenübergreifenden Ansatz. Dabei werden sowohl verhaltenstherapeutische als auch tiefenpsychologische und systemische Formen der Psychotherapie individuell und abgestimmt auf den Patienten kombiniert. Fluchtpunkt bei der Planung der Therapie ist die Störung. Wir orientieren uns an den Leitlinien der Fachgesellschaften für Kinder- & Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (DGKJPP, BAG, BKJPP).

  • Edukative Ebene: Verstehen der Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche
  • Körperliche Ebene: Übungen zur Körperwahrnehmung, Entspannungstechniken
  • Einzeltherapie
  • Gruppentherapie
  • Multifamilientherapie für Kinder mit Begleitperson
  • Ggf. Ernährungsberatung, -therapie

Die Kombination der Therapien richtet sich darauf, den psychischen und körperlichen Symptomen des Patienten in ihrer Wechselwirkung zu begegnen. Zusammen mit dem Patienten werden Muster gelingender Krankheitsbewältigung erarbeitet. Besonders in der abschließenden Phase des Rehaufenthaltes steht die Frage im Mittelpunkt, wie die Therapieerfolge verstetigt werden können.

Gruppentherapeutische Angebote

Die Bewältigung psychosomatischer Störungen ist mit einem vergleichsweiche hohen Anteil edukativer Therapieschritte verbunden. Diese sind insbesondere in Gruppensettings effektiv zu gehen. Die „Anderen“ können als Reflexionsfläche dienen und mit ihren Erfahrungen beim Finden von Lösungsstrategien anregen. Die Dynamik unserer Therapiegruppen wirkt motivierend. Insbesondere Adipositas-Patienten nehmen sich gegenseitig als Verbündete wahr und unterstützen sich unter Anleitung unserer Therapeuten beim Erreichen des Rehaziels.

  • Psychomotorische Bewegungstherapie
  • Entspannungstherapie
  • Musiktherapie, Ergotherapie, Kreativtherapie
  • Sporttherapie, Bouldern
  • Multifamilientherapie
  • Aromatherapie
  • Yoga
  • Störungsspezifische Gruppengespräche

Einzeltherapeutische Angebote

Die rehabilitative Behandlung psychosomatischer Beschwerden wird durch eine Reihe einzeltherapeutischer Angebote ergänzt. Der individuelle Therapieplan richtet sich nach der Ausprägung und Gestalt der Störung und wird im Verlauf regelmäßig angepasst. Auch dazu sind einzeltherapeutische Behandlungen notwendig,

  • Regelmäßige Visiten durch unsere Kinderärzte oder Kinder und Jugendpsychiater
  • Psychotherapeutische Einzelgespräche
  • Körperwahrnehmungstherapie
  • Einzelphysiotherapie

Therapieziele

Im Vordergrund der rehabilitativen Behandlung steht die Reduktion der körperlichen Symptome und die Entwicklung eines gesundheitsfördernden Umgangs mit den Ursachen der psychosomatischen Störung. Während der Reha werden unter therapeutischer Anleitung Quellen für Resilienz und Strategien zur Bewältigung der Erkrankung entdeckt.

  • Bei Adipositas Reduktion des Übergewichts, Regulation des Essverhaltens
  • Bei Anorexie Gewichtszunahme, Regulation des Essverhaltens
  • Bei chronischen Schmerzen Reduktion der Schmerzen
  • Stressregulation
  • Umgang mit Anforderungen des Alltags
  • Metakognitive Umstrukturierung
  • Allgemeine Kräftigung des Patienten